Erfahrungsbericht: Textiles Gestalten

von Brigitte Petersen 

Anfang Mai begann ich in der Flüchtlings-Einrichtung mit dem Angebot „Textiles Gestalten“. Meine Intension war: Die jungen Frauen dafür zu begeistern, etwas mit den Händen herzustellen, neue, für sie teilweise fremde Techniken zu erlernen. Das Ganze sollte in lockerer Atmosphäre, teilweise mit Tee und Plätzchen stattfinden. In meinem Fundus hatte ich noch diverse Häkelnadeln; ein paar Knäuel Baumwolle waren schnell besorgt.

 

So fing ich mit der Technik „Häkeln“ an. Es zeigte sich sehr schnell, daß einige der Frauen überaus geschickt und auch gelehrig waren. Mit den Händen etwas herzustellen, ist eben doch einfacher, als eine fremde Sprache zu erlernen. Wobei ich großen Wert darauf lege, die neuen Wörter und Begriffe zu hören, zu sprechen und richtig zuzuordnen.

Ich ging die Sache so an, daß ich zu Hause Proben herstellte, um Anschauungsmaterial zu haben. So lernten meine „Damen“ Luftmaschen, feste Maschen und stellten als erstes Topflappen für ihre eigene Küche her. Sie fanden das sehr lustig.

    

 

Als zweite Technik habe ich das „Stricken“ vorgestellt. Wieder strickte ich zu hause eine Strickprobe mit rechten Maschen, linken Maschen, Maschen versetzt zum Perlmuster oder 2 rechts, 2 links als Rand; dann ein einfaches Lochmuster und sogar ein Zopfmuster. Ich zeigte ihnen die verschiedenen Nadeln: dünne, lange, kurze, Rundstricknadeln und das Nadelspiel (für Socken) mit 5 Nadeln; die Frauen waren begeistert.

Das Maschenaufnehmen war so eine Sache für sich; die Finger wollten immer was anderes als der Kopf, aber schließlich kamen die ersten Erfolgserlebnisse. Aber ich arbeite daran, daß alle es lernen.

Inzwischen bekamen wir ein paar Wollspenden. Ich habe Wolle besorgt in schönen hellen Farben für die Babys z.B. Nun wird z. T. schon eifrig gestrickt: ein Schal ist in Arbeit und mehrere Mützchen, mal sehen …

Wenn wir von der Wolle genug haben, werde ich wohl das „Sticken“, z.B. Kreuzstich und anderes, vorstellen.

Für die Zukunft stelle ich mir vor, mit Näharbeiten anzufangen: am Anfang von Hand, später mit der Nähmaschine (ich bringe meine eigene Koffernähmaschine mit). Das wäre dann schon ein Quantensprung, da man erst einmal eine elektrische Nähmaschine kennen lernen muß. Das wären dann die höheren Ansprüche, die aber dann auch sehr begeistern können.

 

 

 

Ich habe 18 Jahre an der Helen-Keller-Schule u. a, Textiles Gestalten unterrichtet; auch die Jungen hatten Spaß.
Brigitte Petersen
Braunschweig, 1. August 2017